Musikvereine im Burgenland
Zwischen Tradition und Selbstfinanzierung

- Der Musikverein Pilgersdorf finanziert sich zu einem großen Teil selbst, die Gemeinde unterstützt.
- Foto: Michael Mandl
- hochgeladen von Victoria Rosenberger
Musikvereine sind im Burgenland nicht nur musikalische Akteure, sondern wesentliche Säulen des kulturellen und sozialen Lebens in den Gemeinden. Sie prägen Feste, begleiten kirchliche Veranstaltungen und schaffen mit ihren Auftritten lebendige Gemeinschaftsmomente. Doch trotz dieser Bedeutung sind sie in Sachen Förderung häufig auf sich allein gestellt und finanzieren sich größtenteils selbst.
BURGENLAND/PILGERSDORF. Das Land Burgenland unterstützt Musikvereine meist projektbezogen über das Kulturförderprogramm, das Anschaffungen und Investitionen ermöglicht. Laut offiziellen Landesinformationen umfasst das Förderprogramm unter anderem Subventionen, Annuitäten-, Zinsen- und Kreditkostenzuschüsse, Ausschreibungen und die Durchführung von Wettbewerben, Vergabe von Aufträgen, Erwerb von Werken kultureller Bedeutung, Durchführung von kulturellen Veranstaltungen, Beratung und Hilfeleistung bei kulturellen Vorhaben sowie die Herausgabe von kulturellen und wissenschaftlichen Schriften.
Musikverein Pilgersdorf
Michael Mandl, Medien- und Pressereferent des Musikvereins Pilgersdorf, beschreibt die aktuelle Situation seines Vereins als typisch für viele Blasmusikgruppen in der Region. „Wir erhalten vom Land Burgenland abhängig von den vorhandenen finanziellen Mitteln des Landes anlassbezogene Förderungen, also Zuschüsse für Anschaffungen wie Uniformen, Bekleidung oder Instrumente. Die Landesförderungen sind keinesfalls regelmäßig und die Höhe der Förderbeträge ist sehr unterschiedlich. Eine regelmäßige Förderung bekommen wir jedoch jährlich von der Gemeinde,“ erklärt Mandl.
Der Zugang zu diesen Mitteln sei vergleichsweise unkompliziert, könnte aber trotzdem noch vereinfacht werden: Die Kassierin reicht die saldierte, d. h. die vom Musikverein bereits bezahlte Originalrechnung inklusive Zahlungsbestätigung ein. Zusätzlich muss jedem Förderansuchen ein aktueller Vereinsregisterauszug beigefügt werden. Nach einiger Zeit erfolgt die Auszahlung. Diese Förderungen entsprechen in etwa dem gängigen Fördersystem im Burgenland.
Mandl weist darauf hin, dass sich die Förderbedingungen in den vergangenen Jahren kaum verändert hätten. Die tatsächliche Finanzierung erfolgt in seinem Verein überwiegend durch Eigenmittel, sprich Einnahmen aus Auftritten, Veranstaltungen und Festen. Der Musikverein organisiert jährlich mehrere Events wie Konzerte, Neujahrsspielen und einen dreitägigen Musikerheurigen. Alle zehn Jahre steht ein großes Jubiläumsfest an. Dabei wird gezielt versucht, regionale Lieferanten einzubeziehen, um auch die lokale Wirtschaft zu unterstützen.

- Musikvereine wie jener in Pilgersdorf sind kulturelle Stützen ihrer Gemeinden – trotz begrenzter Fördermittel stemmen sie Konzerte, Feste und kirchliche Feiern meist aus eigener Kraft.
- Foto: Michael Mandl
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Rolle der Vereine ist unbestritten
Die gesellschaftliche Rolle der Musikvereine ist für Mandl unbestritten. „Kein Frühschoppen, kein Feuerwehrfest und keine Fronleichnamsprozession kommen ohne Blasmusik aus,“ betont er. Der Verein umfasst Mitglieder von zehn bis 65 Jahren und trägt so maßgeblich zum sozialen Zusammenhalt in der Gemeinde bei. Dennoch sieht Mandl die Anerkennung durch Förderungen kritisch: „Wir finanzieren uns im Großen und Ganzen selbst.“
Großer Beitrag trotz knapper Mittel
Die Debatte um Kulturförderung in ländlichen Regionen zeigt, dass Musikvereine oft mit knappem Budget auskommen müssen. Sie leisten trotz der Herausforderungen einen erheblichen Beitrag zur kulturellen Vielfalt und dem Gemeindeleben, obwohl sich die finanzielle Unterstützung meist auf Einmalhilfen bei Investitionen beschränkt. Für die Zukunft könnte eine Erweiterung der Fördermodelle angedacht werden, die neben Anschaffungen auch Betriebskosten, Ausbildung und mehr als nur einzelne Projekte berücksichtigen. Damit könnten Musikvereine gestärkt werden, um ihre wichtige gesellschaftliche Funktion auch in Zeiten zunehmender finanzieller Herausforderungen zu erfüllen.
Laut Mandl sollte auch hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit für die Musikvereine die digitale Antragsplattform des Land Burgenlandes einfacher und übersichtlicher gestaltet werden. Jeder antragstellende Musikverein sollte einen eigenen Account auf der Antragsplattform des Landes erhalten, wo Grunddaten wie zum Beispiel MV-Namen, ZVR-Zahl und Kontaktdaten des antragstellenden Musikvereins und bereits getätigte Förderanträge bzw. erhaltene Förderungen der Vorjahre gespeichert werden sollten. Aktuell müssen diese Daten sowie die erhaltenen Förderungen diverser Gebietskörperschaften immer wieder neu eingegeben werden. Eine Speicherung und Wiederbearbeitungsmöglichkeit der bereits eingegebenen Daten wären hinsichtlich der Transparenz des Antragsmanagements eine große Erleichterung für jeden Musikverein.
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